4. Dezember - Doppelter Besuch
Fast könnte man meinen, dass sein Handwerk bereits etwas langweilig wird, dachte er sich, als die Matratze mit einem befriedigendem Schmatzer auf den Lattenrost fiel und somit das dort verborgene Geld unter sich begrub. Den meisten fielen keine kreativeren Versteckmöglichkeiten ein. Zugegebenermaßen hatte sie zumindest nichts im Kühlschrank, im Kleiderschrank oder im WC-Spülkasten versteckt, doch darach scheiterte der Verstand von einem Großteil. Ihrer schien wohl auch nicht ganz mitgezogen zu haben… Bedauerlich… Schon alleine die Tatsache, dass sie sich in ihrem Alter und dazu noch allein lebend kein Sicherheitssystem zugelegt hat, zeugte von äußerst grober Fahrlässigkeit. Natürlich hätte er auch Milde walten lassen können, vor allem in Anbetracht dessen, dass eine Unmenge an Rentnern gerade so genügend Rente erhielt, um ihr Leben zu bestreiten. Manche dieser armen Teufel waren dann zwar länger und öfter auf der Straße unterwegs, um Plastikflaschen aus Mülleimern zu farmen, was ihm das Einbrechen ziemlich erleichtert, aber in ebenso hohen Maße nicht lohnenswert gemacht hätte. Bei ihr sah die Sache zumindest anders aus. Natürlich sah der Sessel etwas schäbig aus, doch er tat ihn schnell als nostalgischen Unsinn ab – ihre frische Küchengarnitur interessierte ihn da schon mehr. Sie schrie nicht danach, als dass jeder Penny einzeln hatte umgedreht werden müssen. Sein Eindruck wurde noch dadurch bekräftigt, als er den aufgebrochenen Brief am Essenstisch fand. Da schien es jemandem wahrlich fast schon zu gut zu gehen. Und das, obwohl sie lediglich Inhaberin eines Buchladens gewesen war und ihr Gatte ausschließlich lektoriert, vielleicht ein, zwei Bücher veröffentlicht hatte! Nun, er würde sich nicht beklagen – das konnte er im Handumdrehen ändern.